01.04.2014

Die Analfissur und ihre Behandlung mittels Botulinumtoxin


Die Analfissur ist eine schmerzhafte, schwer verheilende Verletzung am After, die sehr unangenehm verlaufen kann, weil die Beschwerden oft langwierig anhalten und die Heilung schwierig abläuft. Die Betroffenen gehen aus einer natürlichen Scheu heraus selten zeitgerecht zum Arzt, denn man hofft ja, dass die Wunde von selber heilt. Oft ist bereits ein fortgeschrittenes Stadium erreicht, wenn man sich dann doch zum Arztbesuch aufrafft. Der Proktologe ist der Facharzt, der sich mit Erkrankungen des Enddarms und des Analkanals befasst. Er wird die geeignete Methode zur Linderung und Heilung der Analfissur anwenden. Je früher man zu ihm geht, umso besser sind die Heilprognosen.

Wie entsteht eine Analfissur?

Die Analfissur ist ein Einriss der Haut oder der Schleimhaut des Anoderms (des Afters). Meistens reißt die Analhaut zum rückwärtigen Bereich hin, also zum Steißbein hin ein. Das Einreißen wird meistens durch zu starkes Pressen bei der Darmentleerung und durch harten Stuhl ausgelöst. Hat das Gewebe des Anoderm eine Elastizitätsschwäche, so erhöht dies zusätzlich die Disposition zum Einreißen. Sobald sich einmal eine kleine Verletzung gebildet hat, so neigt sie dazu, immer weiter einzureißen. Die Wunde kann sich entzünden, z.B. durch vom Rücken herabrinnenden Schweiß oder durch stark flüssigen Stuhl bei Durchfall. Einriss und entzündete Wunde verursachen einen stechenden Schmerz, der reflektorisch zur Verkrampfung des Schließmuskels führt. Der Muskelkrampf wiederum bewirkt, dass der Stuhl nur erschwert ausgeschieden werden kann. Der Stuhlgang wird dann oft zurückgehalten, und die Exkremente werden dadurch leider noch fester. Sie sind dann umso schwerer hinauszudrücken – das Problem verschärft sich also zusehends. Außerdem wird der Analbereich durch die Verkrampfung der Analmuskulatur schlechter durchblutet, was den Heilungsprozess der Analfissur zusätzlich erschwert. Dadurch wird der schmerzhafte Zustand in die Länge gezogen, die Situation wird immer schlimmer, und es kommt zu einem Teufelskreis, der schwer durchbrochen werden kann.

Wie wird die Analfissur auf herkömmliche Weise behandelt?

• Die erste und wichtigste Maßnahme ist eine gute Analhygiene. Nach Stuhlgang empfiehlt es sich, Stuhlreste aus den Analfalten zu entfernen, damit sie nicht zu Entzündungen führen. Den Analbereich sollte man daher regelmäßig, sorgfältig mit lauwarmem Wasser, ohne Seife waschen.
• Die Anwendung von geeigneten Salben fördern durch die enthalten Wirkstoffe die Wundheilung. Sie enthalten dazu auch ein Lokalanästhetikum, das den analen Schließmuskel entspannt und dadurch eine Linderung der Schmerzsituation herbeigeführt.
• Wichtig ist auch, die Ernährung so anzupassen, dass der Stuhl reguliert wird, d.h. dass er weder zu hart noch zu weich wird. Das läßt sich durch eine adäquate Abstimmung der Nahrungsmittel und durch Zuführung bestimmter Zusatzstoffe erreichen.
Werden diese herkömmlichen Methoden konsequent befolgt, so gehen die Beschwerden meistens zurück und die Analfissur heilt im Verlauf von etwa sechs bis acht Wochen. Wenn die Analfissur jedoch chronisch wird, oder wenn sie nach Heilung immer wieder erneut auftritt, dann ist der letzte Ausweg in der Regel die Operation.


Botox-Therapie zur Heilung der Analfissur

Die Verkrampfung (der Spasmus) des Schließmuskels ist die hauptsächliche Ursache dafür, dass die Heilung der Analfissur verzögert wird. Der Krampf verstärkt den Schmerz und reduziert die Durchblutung. Löst man die Verkrampfung, läßt der Schmerz nach und das Gewebe wird wieder gut durchblutet. Der Krampf des Schließmuskels kann durch Injizieren eines Botox-Mittels gelöst werden. Das Botulinumtoxin unterbindet lokal die Weiterleitung der Nervenimpulse zum Muskel. Wenn er keinen Reiz mehr erhält, wird er außer Funktion gesetzt und erschlafft. Die Entspannung des vorher verkrampften Analmuskels bewirkt, dass die Symptome schnell abklingen und die Abheilung ungestört einsetzen kann. Bereits unmittelbar nach Behandlung lassen die stechenden Schmerzen nach und verschwinden dann noch im Laufe des ersten Tages komplett. Das Botox-Präparat wirkt zwar zeitlich begrenzt, weil es vom Körper nach und nach abgebaut wird. Doch die Wirkungs-Zeitspanne genügt vollauf zur Heilung einer Analfissur. Natürlich muss man auch bei der Botox-Therapie die oben beschriebenen, begleitenden Maßnahmen treffen: Analhygiene, Auftragen einer Heilsalbe sowie Stuhlregulation.

Behandlungsweise, Nebenwirkungen, Risiken

Der Einsatz von Botulinumtoxin zur Behandlung der Analfissur ist unbedenklich. Es gibt inzwischen genügend Studien, welche die Sicherheit und Wirksamkeit dieser Methode nachweisen konnten. Man injiziert das Botox-Präparat in sehr geringer Dosis in die oberflächlichen Fasern des inneren Schließmuskels. Der Effekt ist eine deutliche Entspannung der Analmuskulatur. Der Schließmuskel wird bei dieser Prozedur jedoch nicht lahmgelegt, vielmehr kann man ihn weiterhin ganz normal kontrollieren. Im äußersten Fall kann die Feinabstimmung zwar vorübergehend geringfügig beeinträchtigt sein, d.h. die Feinkontinenz ist dann etwas eingeschränkt, so dass es manchmal zum unkontrollierten Abgang von Winden kommen kann. Eine solche Nebenwirkung tritt aber nur selten auf, und klingt dann auch schnell wieder ab.