03.08.2015

Fettabsaugung bei Lipödem – Teil 3 der Interviewserie mit Dr. Zoppelt

Auch wenn die Liposuktion zu einer ästhetischen Behandlung zählt, gibt es dennoch Befunde, bei denen der Eingriff einen medizinischen Nutzen bewirkt. So auch bei einem Lipödem - einer krankhaften Ansammlung von Fettgewebe. 

Im dritten Teil der exklusiven info Medizin Interviewserie hat Dr. Martin Zoppelt darüber aufgeklärt, wie die Therapiemöglichkeiten bei einem Lipödem aussehen und inwiefern eine Fettabsaugung gegen die Erkrankung helfen kann.

Teil 3: Fettabsaugung bei Lipödem

Auch wenn die „Fettabsaugungen“ zu den ästhetischen Eingriffen zählt, gibt es durchaus Befunde bei denen eine medizinische Notwenigkeit einer Fettabsaugung besteht. Die operative Behandlung von Lipödemen gehört zu diesen Fällen. Dabei geht es um die Entfernung von krankhaftem Fettgewebe.
Über die Probleme und Therapiemöglichkeiten bei einem Lipödem klärt uns Dr. Martin Zoppelt auf.

Herr Dr. Zoppelt, was genau ist ein Lipödem?

Lipödem bezeichnet eine chronisch fortschreitende Erkrankung der Fettzellen, bei der sich diese sehr stark vermehren. Das führt dann zu Wassereinlagerungen im Bereich der Ober- und Unterschenkel (“Reiterhose”), Hüften, Po oder Oberarmen. Diese Vermehrung schreitet in der Regel fort. Meist tritt das Lipödem nach der Pubertät oder nach einer Schwangerschaft bei Frauen auf. Häufig nimmt die Größe mit steigendem Alter zu. Zudem tritt das Lipödem oft familiär auf. Bei Männern ist diese Erkrankung nicht bekannt.

Gibt es unterschiedlich starke Ausprägungen des Lipödems?

Bei einem Lipödem unterscheidet man zwischen verschiedenen Stadien.
Beim Stadium 1 ist die Haut glatt, die Unterhaut verdickt und weich mit kleinen Knötchen.
Ist die Haut schon uneben, die Unterhaut verdickt und weich mit großen Knoten, befindet man sich in Stadium 2.
Zuletzt kommt Stadium 3: Hier ist die Haut stark uneben, die Unterhaut verhärtet und verdickt. Hier entstehen auch unförmige Fettlappen.

Eine Fettabsaugung kann ein Lipödem bekämpfen – welche Patienten kommen aus diesem Grund zu Ihnen in die Praxis?

Etwas Wichtiges vorweg: Heilbar ist ein Lipödem nicht, man kann es aber verbessern. Gerade junge Patientinnen leiden psychisch sehr unter ihrer Figur. Zudem haben sie oft auch Schmerzen, weil das betroffene Fettgewebe nicht gut durchblutet ist. Meistens kommen die Patientinnen aufgrund dieser Schmerzen zu mir in die Praxis. Diese lassen sich auch gut durch eine Fettabsaugung lindern. Zudem bewirkt die Liposuktion eine Verbesserung der Körperkontur, was ebenfalls einen positiven Effekt auf die Psyche der Patientinnen hat.

Gibt es denn frühzeitige Anzeichen für ein Lipödem?

Ja, es gibt gewisse Anzeichen, auf die man achten kann. Zum einen sind das bestimmte Fettansammlungen am Sprunggelenk, am Knie und an den Oberschenkeln. Diese haben ein typisches Aussehen.

Zum anderen sollte man sich in seiner Familie umschauen – gibt es hier eine familiäre Häufung? Dann kann auch bei einem selbst die Wahrscheinlichkeit eines Lipödems erhöht sein. Ein weiteres Indiz können Schmerzen in den betroffenen Regionen sein.

Zudem kann das Fettgewebe durch einen Arzt untersucht werden. Dieser testet, ob sich dort kleine Knötchen befinden. Ein Lipödem ist aber zu unterscheiden von Lipomen. Diese sind regional begrenzte Fettknoten, die nur lokal auftreten und einzeln entfernt werden können.

Wie kann eine Fettabsaugung gegen Lipödem helfen?

Da diese Krankheit fortschreitend ist, empfehle ich die Fettabsaugung mehrmals durchzuführen. Je nachdem, wie weit das Lipödem im Laufe des Lebens fortschreitet, sind bis zu drei Liposuktionen notwendig. Zudem ist es immer wichtig, die erstmalige Behandlung in zwei einzelnen Sitzungen vornehmen zu lassen. So sollte man zunächst nur einen Teil des Oberschenkels absaugen, um besser beurteilen zu können, wie sich der anschließende Lymphfluss verhält. Auf diese Weise können wir viel präzisere Maßnahmen ergreifen und bessere Ergebnisse erzielen.

Wie sieht die Nachbehandlung aus?

Nach der Fettabsaugung ist es wichtig endermologische Massagen durchzuführen, um den Lymphfluss und die Durchblutung anzuregen. Teilweise sind auch Lymphdrainage und eine Kompressionstherapie zu empfehlen. Diese sollten übrigens für ein langanhaltendes Ergebnis und zur Schmerzlinderung regelmäßig und am besten ein Leben lang durchgeführt werden.
Zudem sollten Patientinnen mit Lipödem nach der Fettabsaugung die Stützstrümpfe bzw. -hose etwas länger als andere Patienten tragen, um das Ergebnis zu optimieren.

Wie lange hält das Ergebnis der Fettabsaugung an – kann sich erneut ein Lipödem bilden?

Ja, das Lipödem bildet sich in der Regel erneut, da es sich eben um eine fortschreitende Krankheit handelt. Allerdings kann man mit bis zu zehn Jahren rechnen, in denen das Ergebnis der Fettabsaugung anhält. Danach ist eine erneute Liposuktion empfehlenswert. Dies ist jedoch von Fall zu Fall unterschiedlich, hier verhält es sich bei jeder Patientin etwas anders.

Je nach Umfang der Fettabsaugung, können höhere Kosten für den Patienten anfallen – wie sieht das bei der Fettabsaugung gegen Lipödeme aus: Werden die Kosten von der Krankenkasse übernommen?

Die Kosten für eine Fettabsaugung bei einem Lipödem können je nach Schweregrad unterschiedlich ausfallen. Da meist eine mehrmalige Durchführung der Fettabsaugung empfehlenswert ist, können für die Patientin höhere Kosten entstehen. Krankenkassen übernehmen diese jedoch nur in sehr seltenen Fällen.

Gibt es alternative nicht-operative Maßnahmen gegen Lipödeme?

Neben der Fettabsaugung können konservative Maßnahmen, wie die bereits erwähnten endermologischen Massagen, Lymphdrainagen und eine Kompressionstherapie Linderung verschaffen. Eine Kombination aus allen Maßnahmen – d.h. Liposuktion und konservative Behandlungen – halte ich nach wie vor für die beste und erfolgversprechendste Methode.