27.03.2014

Bei vergrößertem Kaumuskel (Masseter-Hypertrophie): Reduzierung durch Botox-Einspritzung


Der größte der vier paarig angelegten Kaumuskeln ist der Musculus masseter (kurz: Masseter), der vom Jochbein zum Unterkiefer verläuft. Durch Einsatz des Masseters wird der Kiefer geöffnet und geschlossen sowie seitwärts bewegt. Mit ihm wird also gekaut, d.h. mit ihm wird die Nahrung zermahlt.
Wenn er viel trainiert wird, kann der Masseter sehr kräftig werden. Das ist eine Folgeerscheinung, die alle Muskeln betrifft: Je mehr und je intensiver man sie einsetzt, desto kräftiger und grösser werden sie. Ein allzu prägnanter Masseter kann das Gesicht aber kantig erscheinen lassen. Wird dieses als störend empfunden, so lässt sich das korrigieren.

Vor einem Eingriff muss der Arzt jedoch einige Dinge abklären. Zuerst wird er untersuchen, ob die kantige Gesichtsform wirklich vom Kaumuskel herrührt, oder ob andere Ursachen vorliegen, z.B. ein Überschuss an Wangenfett. Liegt die Ursache an anderer Stelle, dann wird entsprechend dort entgegengewirkt, und nicht am Kaumuskel. Ist es jedoch tatsächlich der Masseter, der so stark ausgeprägt ist, so sollte man im Vorfeld abklären, warum er so kräftig ist. Zwar kann es vorkommen, dass er genetisch bedingt einfach sehr massiv ausgebildet ist, wobei es sich dann um eine anatomische Besonderheit handelt, die immer wieder vorkommt. Doch ist eine Vergrößerung des Masseters meistens ursächlich bedingt, und zwar ist sie zumeist die Folge seines anhaltend starken Einsatzes. Schon durch regelmäßiges Kaugummikauen kann er stark an Umfang zunehmen. Werden verursachende Umstände erkannt, dann sollte man sie abstellen, sofern man dazu in der Lage ist. Nicht immer ist das aber möglich: Z.B. wenn es nicht steuerbare Aktivitäten sind, die den Muskel anwachsen lassen: nächtliches Zähneknirschen oder andauerndes, unwillkürliches Anspannen. Das Zähneknirschen (Bruxismus) hat übrigens auch andere Folgen: Es führt manchmal zu Zahnschäden, zu Schlafstörungen oder zu Ohrensausen und Kopfschmerzen; darum sollte man es ernst nehmen und es behandeln lassen!

Genauso, wie alle anderen Muskeln wird auch der Masseter von selber wieder kleiner, sofern er weniger oft und weniger intensiv benutzt wird. Hier setzt die Behandlungsmaßnahme an: Indem man ein Botox-Präparat in den Kaumuskel injiziert, unterbindet das Botulinumtoxin die Weiterleitung der Nervenreize an den Kaumuskel, und die Muskelaktivität wird somit gezielt eingeschränkt. Dabei soll die Aktivität des Masseters aber lediglich gedämpft werden, d.h. seine Funktionalität muss erhalten bleiben! Darum werden nur einzelne Muskelfaserbündel durch das Botox lahmgelegt, ein bestimmter Anteil des Masseters jedoch wird unbehandelt belassen, so dass er noch normal arbeiten kann. Der Arzt muss die Einspritzstellen und die jeweilige Dosis des Botox-Mittels exakt kennen, um die eingeplante Wirkung zu erzielen. Denn der Muskel muss normal weiter funktionieren können, er darf keinesfalls in Gänze lahmgelegt werden! Es werden also lediglich Teile von ihm gehemmt. Die inaktiven, blockierten Muskelsegmente sind eine Zeitlang nicht mehr einsatzfähig, und sie bauen vom Umfang her deutlich ab. Das geschieht nicht plötzlich, sondern fortschreitend, innerhalb eines längeren Zeitraums.

Wird die Botox-Behandlung des Masseters von einem erfahrenen Arzt vorgenommen, so ist sie nebenwirkungarm und völlig ungefährlich. Natürlich muss man beim Einspritzen darauf achten, dass die Speicheldrüse nicht verletzt wird. Wird eine falsche Technik eingesetzt, dann können sich Hämatome bilden, oder es kann ein trockener Mund entstehen, oder es kommt zu Kaustörungen. Bei korrekter Anwendung bleiben solche Nebenwirkungen in der Regel aus. Selbstverständlich muss streng darauf geachtet werden, dass die Behandlung rechts und links gleichmäßig erfolgt. Anderenfalls wird das Gesicht unsymmetrisch. Und was noch schlimmer ist: Ein ungleich immobilisiertes Masseter-Muskelpaar führt zu einseitigem, ungleichmäßigen Kauen, und das schädigt wiederum Zähne und Kaugelenke. Darum kann nur empfohlen werden, die Behandlung durch einen erfahrenen Arzt durchführen zu lassen!

Das eingespritzte Botulinumtoxin wird innerhalb etwa eines halben Jahres nach und vom Körper vollständig abgebaut. Es verliert also mit der Zeit seine Wirksamkeit. Darum muss die Therapie gegebenenfalls wiederholt werden.