28.07.2014

„Gute“ und „schlechte“ Fettzellen?

Das Fettgewebe ist eine Form des Bindegewebes, das hauptsächlich aus Fettzellen besteht. Es hat die Funktion, Fett sowie Wasser zu speichern und diese bei Bedarf wieder abzugeben. Man unterscheidet weißes und braunes Fettgewebe. Das weiße kommt wesentlich häufiger vor als das braune. Die beiden Typen unterscheiden sich voneinander in wichtigen Punkten.

Das weiße Fettgewebe

Spricht man von Fettgewebe, so wird für gewöhnlich die weiße Ausprägung gemeint. Weiße Fettzellen findet man vereinzelt fast überall im Körper. Im Fettgewebe sind weiße Fettzellen in Trauben oder Läppchen zusammengefasst. Dieser Fettzellentypus kann beim Einlagern von Fett das bis zu 200-fache der ursprünglichen Größe erreichen. Weißes Fettgewebe gibt bei Nahrungsmangel die gespeicherte Energie wieder ab. So können Perioden mit knapper oder ausbleibender Nahrung überbrückt werden. Weißes Fettgewebe dient außerdem bei Kälte als Dämmung gegen einen Wärmeverlust. An bestimmten Stellen des Körpers bildet es als Baufett druckelastische Polster mit mechanischer, stabilisierender Funktion.

Das braune Fettgewebe

Im Gegensatz zum weißen dient braunes Fettgewebe ausschließlich zur Wärmeerzeugung. Es ist wichtiger Wärmelieferant bei Säuglingen, die noch nicht fähig sind, Wärme durch Muskelkontraktion, das "Zittern", zu erzeugen. Entsprechend groß ist der Anteil dieses Fettgewebtypus bei Kleinkindern. Beim Erwachsenen sind nur noch äußerst geringe Mengen davon geblieben, z.B. an den Nieren, um die großen Arterien, oder auch unter den Achseln. Die Lipidtropfen sind im braunen Fettgewebe viel kleiner als im weißen, und die braunen Fettzellen sind auch reicher an Mitochondrien, die bei der Wärmeumwandlung mitwirken.

Anregung zur Neubildung von braunen Fettzellen im Tierversuch

Durch das Blockieren des appetitregulierenden Hormons Neuropeptid Y bei Ratten wurde herausgefunden, dass diese nicht nur weniger Fett ansetzten, sondern dass gleichzeitig auch eine gesteigerte Fettverbrennung stattfand. Es stellte sich heraus, dass sich bei den Versuchstieren das Fettgewebe mit braunen Fettzellen anstatt mit weißen angereichert hatte. Diese braunen Fettzellen, entwickelten sich innerhalb des weißen Fettgewebes und bauten nicht nur das selber gespeicherte Fett ab, sondern zapften zur Wärmeerzeugung gewissermaßen auch das Fett der benachbarten, weißen Fettzellen an, so dass diese schrumpften.

Was kann das für den Menschen bedeuten?

Sofern der menschliche Körper dazu gebracht werden könnte, vermehrt braune Fettzellen im Fettgewebe anzusiedeln, könnte das unter Umständen ein Mittel gegen Fettleibigkeit bedeuten. Denn diese braunen Fettzellen könnten unter gewissen Voraussetzungen helfen, vorhandenes, überschüssiges Fett aus dem Nachbarbereich abzubauen. Wenn sich zum Beispiel eine fettleibige Person dann für ein paar Stunden in kaltes Wasser legen würde, könnte das dazu führen, dass in dieser Zeit eine ganze Menge an Körperfett verbrannt wird. Dies ist zurzeit natürlich noch Zukunftsmusik: Das im Tierexperiment entwickelte Verfahren ist weder ausgereift, noch ohne weiteres auf den Menschen zu übertragen. Denn mögliche Folgen sowie die dabei entstehenden Risiken eines solchen Vorgehens sind noch ungeklärt. Eine solche Therapie könnte aber eine interessante Möglichkeit zum schonenden Abbau von übermäßigem Fettvolumen werden. Sicherlich müssen weitergehende Untersuchungen und Forschungen klären, ob dies ein realistischer Ansatz zu neuen Strategien des Fettabbaus werden kann.