27.12.2013

Schönheit: "ewiges" Bedürfnis der Menschheit

Objektive Kriterien für Schönheit gibt es nicht. Ob ein Mensch von anderen schön bzw. attraktiv gefunden wird, hängt auch vom Betrachter ab, und die individuellen Einschätzungen diesbezüglich sind sehr unterschiedlich. Das Erscheinungsbild eines Menschen kann von der einen Person als formvollendet beurteilt werden, von einer anderen aber auch völlig anders. Schönheit ist schwer zu fassen und lässt sich nicht in eindeutige Kategorien zwängen.

Wir Menschen reagieren auf visuelle Reize sehr unterschiedlich. Bei einer ersten Begegnung wird eine unbekannte Person meistens spontan und unwillkürlich beurteilt – und bei dieser ersten, flüchtigen Einschätzung spielt das Aussehen neben dem Auftreten und dem Verhalten eine ganz wesentliche Rolle. Der erste Eindruck, so spontan er auch gebildet wird, setzt sich im Unterbewusstsein fest und ist dann nur schwer zu korrigieren.
Schönheit, oder das, was für Schönheit gehalten wird, erhöht die Attraktivität. Wir verbinden sie unbewusst mit „guten“ Genen, die erstrebenswert sind, mit reproduktiven Qualitäten, aber auch mit Erfolg und Glück.

Insofern ist Schönheit, so individuell sie in ihrer Ausprägung immer ist, auch heutzutage objektiv für diejenigen von Nutzen, denen sie zugesprochen wird: Körperlich attraktive Menschen haben Vorteile gegenüber solchen, die weniger schön, weniger gepflegt aussehen, oder auch gegenüber solchen mit Gewichtsproblemen. Körperlich schönen Menschen schreibt man unbewusst positive Charaktereigenschaften zu, man schätzt sie spontan positiver ein als andere. Studien haben herausgefunden, dass sie bei gleicher Leistung besser als andere beurteilt werden. Sie haben Vorteile bei der Jobsuche, sie haben bessere Karten bei der Partnerwahl, verdienen im Durchschnitt besser, bekommen eher Hilfe in Notsituationen, werden vor Gericht weniger als schuldig gesprochen als andere. Schönheit und Attraktivität lohnen sich also entwicklungsgeschichtlich bis zum heutigen Tag!

Unser Schönheitsempfinden ist von dem geprägt, was in der Gesellschaft und dem kollektiven Bewusstsein als schön und attraktiv verankert ist. Kulturräume und Gesellschaften definieren oder interpretieren Schönheit nicht immer gleich, so dass es da relativ große Unterschiede geben kann: Eine z.B. in Indien als strahlende Schönheit geltende Frau muss in Skandinavien oder in Südafrika nicht von vorne herein ebenso als ausnehmend liebreizend beurteilt werden. Dasselbe gilt natürlich auch umgekehrt.

Das Schönheitsideal ist jedenfalls kulturell bedingt und unterscheidet sich je nach Region. Außerdem hat es sich im Laufe der Zeit gewandelt, und es verändert sich laufend. Die Rubens-Aktgemälde der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts zeigen uns barocke Frauenkörper, die damals bestimmt dem Schönheitsideal entsprochen haben, uns heute aber eher füllig und fast schon zu üppig erscheinen. Oder vergleichen wir einmal ein Pinupgirl aus einer Playboy-Ausgabe der 1950er oder 1960er Jahre mit einem Model aus einer aktuellen Ausgabe dieses Hochglanzmagazins: Da sind die Unterschiede schon recht deutlich. Was damals für schlank galt, erschein heute schon in Richtung mollig. Nicht nur die Mode, sondern auch der dargestellte Idealtypus haben sich mittlerweile unverkennbar gewandelt! Schon nach fünfzig Jahren ist der Geschmack der Zeit ein anderer. Zumindest was das Gesicht betrifft scheint es allerdings gewisse Merkmale zu geben, die fast überall und fast immer als schön empfunden wurden und werden. Das sind zum Beispiel eine symmetrische, ovale Gesichtsform, ein bestimmtes Verhältnis des Augenabstandes sowie der Augen-Mund-Distanz zur Gesichtslänge („goldener Schnitt“), hohe Wangenknochen, glatte Haut – alles Merkmale, die zeitlos ästhetisch wirken. Außerdem wird jugendliches, frisches und unverbrauchtes Aussehen spontan eher mit Schönheit verbunden als Reife oder Spuren von durchlebten Jahren.

Der Wunsch nach körperlicher Schönheit ist alt – kulturgeschichtlich gesehen ist es ein „ewiges“ Bedürfnis der Menschheit. Jede und jeder strebt mehr oder weniger danach. Dieses Streben kann Ausdruck von Lebensbejahung sein. Es kann aber auch ausarten in ein verkrampftes Nachlaufen nicht zu erreichender Ideale, und das macht nicht selten Menschen auf Dauer unzufrieden und unglücklich.

Körperliche Schönheit ist nur zum Teil angeboren. Sie kann durch einfache Maßnahmen unterstützt und mit natürlichen Mitteln beeinflusst werden. Gesichts- und Körperpflege ist das eine. Voraussetzung für eine „gute Figur“ sind andererseits gesunde, ausgewogene Ernährung und genügend Bewegung oder Sport. In Maßen betrieben, fördern sie ein besseres Aussehen und körperliches Wohlbefinden. Das Idealgewicht, ein harmonischen Verhältnis zwischen Muskelmasse und Fett, kann so erreicht und gehalten werden. Jedoch eine Überbetonung und Fixierung auf solche Maßnahmen, z.B. strenge Diäten, ausmergelndes Joggen oder übermäßiger Muskelaufbau können leicht zum Zwang werden, und das ist dann allerdings ungesund.

Sind alle herkömmlichen Mittel zur Unterstützung des äußeren Aussehens erschöpft und ist man immer noch nicht zufrieden mit dem Erscheinungsbild, dann bieten sich weitere unterstützenden Maßnahmen an. Die Schönheitschirurgie und die ästhetische Dermatologie haben verschiedenartige Möglichkeiten zur Korrektur körperlicher Merkmale. Bei den Patientinnen und Patienten, die in meine Sprechstunde kommen, sind es entweder kleine oder auch grössere körperliche Makel, die es zu korrigieren oder zu beheben gilt. Oder es sind natürliche Folgen des Alterungsprozesses, denen mit Mitteln der ästhetischen Dermatologie entgegengewirkt werden kann.