23.06.2014

Was versteht man unter Schwangerschaftsstreifen?

Wenn die Haut innerhalb eines relativ kurzen Zeitraums übermäßig gedehnt wird, können Dehnungsstreifen entstehen, z. B. bei einer starken Gewichtszunahme, bei zu schnellem Muskelwachstum oder zuweilen auch infolge raschen Wachstums bei Jugendlichen. Man sieht diese Streifen jedoch vorwiegend bei Schwangeren, denn im letzten Schwangerschaftsdrittel wird die Haut im Bereich des Unterbauches extrem stark gedehnt. Dehnungsstreifen (Striae cutis distensae) werden dann auch Schwangerschaftsstreifen genannt.
Wird die Haut übermäßig gedehnt, so wird das aus einem Netz aus Kollagenfasern bestehende Bindegewebe der Lederhaut (Dermis) stark strapaziert und kann Risse bekommen. Die Beschädigungen des Bindegewebes sind dann in Form von rötlichen Streifen zu sehen.

Warum bilden sich Dehnungsstreifen vorwiegend bei Schwangeren?

Von der Natur wurde es so eingerichtet, dass das Netz des Bindegewebes in der Dermis bei Frauen lockerer ist und viel weniger Querverbindungen hat als beim Mann. Darum lässt sich die Haut von Frauen bedeutend stärker dehnen, ohne zu reißen. Das ist biologisch sinnvoll. Denn die Haut am Bauch wird bei einer Schwangerschaft innerhalb einer kurzen Zeit kräftig gedehnt, und sie hält dieser Dehnung stand, ohne größere Schäden davonzutragen. Bei Schwangerschaft werden außerdem Hormone ausgeschüttet, die bewirken, dass die Widerstandsfähigkeit der Kollagenfasern herabgesetzt wird, und sie dadurch eine größere Dehnung zulassen als im Normalfall. Trotzdem entstehen bei etwa 90% der Schwangeren am Bauch Dehnungsstreifen, in stärkerer oder in abgemilderter Form. Häufiger sind in der Regel Erstgebärende sowie blonde, hellhäutige Schwangere davon betroffen.

Wie sind Dehnungsstreifen zu erkennen?

Schwangerschafts- oder Dehnungsstreifen sind durch ihr charakteristisches Aussehen leicht zu identifizieren. Meistens sind es parallel angeordnete, rot bis violett-bläuliche Streifen, die etwa 1 cm breit und mehr als 2 cm lang sind, und im Abstand von wenigen cm verlaufen. Am Bauch entstehen sie in der Regel fächerförmig, im Halbkreis unterhalb des Nabels. Meistens sind sie rötlich bis rot und weisen eine unregelmäßige Oberfläche auf. Die rote Farbe wird im laufe der Zeit blasser. Schließlich werden die Streifen weißlich, ähnlich wie Narben. Nach der Schwangerschaft bilden sie sich also optisch wieder zurück. Doch sie verschwinden nicht vollständig, sondern bleiben erkennbar. Der Hautarzt kann Dehnungsstreifen sicher von ähnlichen Symptomen anderer Krankheiten (z.B. Sklerodermie oder Purpura) unterscheiden.

Was begünstigt Dehnungsstreifen?

Auffallend ist, dass  sich Schwangerschaftsstreifen bei einigen Schwangeren sehr stark ausprägen, bei anderen hingegen überhaupt nicht auftreten. Ursache ist die individuelle Beschaffenheit der Haut. Besteht eine Bindegewebsschwäche, so begünstigt sie die Bildung von Dehnungsstreifen. Auch Kortison kann in gewissem Maße die Entstehung von Dehnungsstreifen auslösen. Diese können also nach einer Kortisontherapie auftreten. Oder infolge bestimmter Hormonstörungen, die die Hautelastizität reduzieren. Bei schneller Gewichtszunahme (z.B. beim Cushing-Syndrom) wird die Haut zuweilen so stark gedehnt, dass die Haut stellenweise einreißt und sich Dehnungsstreifen an Bauch, Hüfte oder Oberschenkel bilden. Auch durch mechanische Einwirkungen sowie durch extremen Sport können Rissen in dem Bindegewebe der Haut entstehen.

Was lässt sich gegen Schwangerschaftsstreifen tun?

Mit Cremes und Salben können Dehnungsstreifen gut abgemildert werden. Sichtbare Erfolge bringen vor allem Cremes mit Vitamin-A-Säure. Ebenfalls hilfreich können Massagen und Wechselduschen sein. Auch mit Kyrotherapie (Einsatz von Kälte) kann eine Rückbildung herbeigeführt werden. Dermabrasion oder Peeling verbessern das Hautbild deutlich, weil sie die Kollagenneubildung fördern. Mittels einer Laserbehandlung lassen sich die Dehnungsstreifen ebenfalls gut eindämmen. Ein weiterer Ansatz ist die Hautstimulierung mit einem sogenannten Micro-Needling-Roller, mit dem der Haut Mikroverletzungen zugefügt werden, die dann bei Heilung eine Glättung und Straffung der Haut bewirken. Anhand des konkreten Zustandes der Haut wird sich der behandelnde Arzt ein Bild machen, welches eine geeignete Behandlungsmethode sein kann und sie Ihnen dann empfehlen.